Dieser Pfarrbrief erscheint genau zum Karnevalswochenende, doch mit dem Aschermittwoch ist – bereits im Laufe der ersten Märzwoche - die diesjährige Karnevalssession auch schon wieder vorbei und es beginnt wie immer die Fasten- und Passionszeit, die Zeit der Vorbereitung auf das Fest der Feste, auf das Osterfest.
40 Tage dauert sie.
40 Tage fastete Jesus in der Wüste.
40 Tage ging der Prophet Elia zum Gottesberg Horeb.
40 Jahre wanderte das Volk Israel nach der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten durch die Wüste ins Gelobte Land.
Immer wieder die Zahl 40. Und das sind nur ein paar Beispiele.
Denn 40 Tage regnete es während der Sintflut,
40 Tage dauerte die Prüfung Ninives unter dem Propheten Jona
und 40 Tage dauert die Zeit zwischen Ostern und Himmelfahrt.
Manchmal steht am Beginn der vierzigtägigen oder vierzigjährigen Zeit ein einschneidendes, beglückendes Erlebnis.
Die 40 Tage bei Elia beginnen jedoch in einer Krise, mit dem Wunsch des Propheten zu sterben.
Nach den 40 Tagen oder 40 Jahren ist auch nicht gleich alles gut.
Jesus beginnt nach der vierzigtägigen Wüstenzeit sein öffentliches Wirken eine Zeit auch voller Mühsal und Widerspruch.
Und auch der Zug ins Gelobte Land, die sogenannte Landnahme, war für das Volk Israel kein Sonntagsspaziergang.
Nein, es ist nicht alles gut - aber es ist anders. Doch davon gleich mehr.
Immer wieder die 40. Woher kommt diese Zahl?
Die verzehnfachte Vier repräsentierte die Vollkommenheit.
Der Ursprung des Vierzig-Tage-Rhythmus lässt sich in Babylonien suchen, wo eine Verbindung des vierzigtägigen Verschwindens des Sternbildes der Plejaden hinter der Sonne mit Regen, Unwetter und Gefahren beobachtet wurde.
Doch mir gefällt eine andere Deutung besser: 40 Wochen dauert die Schwangerschaft eines Menschen.
Diese Deutung passt - finde ich - sehr schön zur vierzigtägigen Fasten- und Passionszeitzeit. 40 Tage bis zur Geburt.
Der lateinische Name des Sonntags nach Ostern hat diesen Zusammenhang bewahrt: Quasimodogeniti. Er leitet sich vom Beginn der früheren lateinischen Antiphon des Introitus dieses Sonntages ab: „Quasi modo geniti infantes: Wie die neugeborenen Kinder“.
Und im 1. Petrusbrief heißt es: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (1. Petr 1,3).
40 Tage Fasten- und Passionszeit, um neu geboren zu werden – darum geht es.
Wobei diese Parallele noch etwas anderes bedeutet: Das Kind in der Schwangerschaft wird getragen, wird versorgt, ist geborgen.
Es geht also in der Fastenzeit nicht darum, Großartiges zu leisten,
Fastenrekorde aufzustellen, sich in Verzicht einzuüben (das kann höchstens ein Hilfsmittel sein), sondern sich Gott anzuvertrauen, sich von ihm tragen und versorgen zu lassen.
Wie das geht? Indem ich zunächst viel Zeit für ihn habe - im Gebet, im Lesen seines Wortes, im Gottesdienst. Indem ich versuche, mich darin einzuüben, ihm meine Anliegen und Sorgen anzuvertrauen, um leichter zu werden.
Ist danach alles gut? Nein, es ist anders, ich bin anders.
Wie Jesus nach den Tagen in der Wüste, wie Elia nach der Wanderung zum Horeb. Ein anderer Mensch, der sein Leben Gott anvertraut.
In diesem Sinne wünsche Ihnen allen eine gesegnete Fasten- und Passionszeit.
Ihr
Pastor
Werner Rombach