der Oktober ist ein besonderer Monat. Die Tage werden kürzer, die Abende kühler, das Licht milder. Der Sommer verabschiedet sich – und mit ihm all das, was uns in den vergangenen Monaten Freude bereitet hat: die Wärme, das satte Grün, die Leichtigkeit.
Abschiednehmen liegt in der Luft.
Und doch ist der Herbst auch eine Zeit der Dankbarkeit. Die Felder sind abgeerntet, die Vorratskammern gefüllt. Wir leben von dem, was gewachsen und gereift ist.
So ähnlich ist es auch in unserem Leben: Wir zehren von den Erfahrungen, Begegnungen und Momenten, die uns geschenkt wurden.
Im Krankenhaus durfte ich kürzlich eine ältere Patientin besuchen. Sie wusste, dass ihre Kräfte nicht mehr zurückkehren würden. „Es fällt mir schwer, loszulassen“, sagte sie leise.
Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Aber ich habe so viel erlebt. Ich habe Kinder großgezogen, Freude geteilt, schwere Zeiten überstanden. Davon lebe ich jetzt.“
In diesen Worten liegt eine tiefe Weisheit: Auch im Abschied bleibt uns etwas – die Erinnerungen, die Liebe, die Früchte unseres Lebens.
Der Herbst führt uns das deutlich vor Augen. Loslassen gehört dazu, aber es ist nie das Letzte. Die Blätter fallen, und doch wissen wir: Es wird wieder Frühling.
Im Vergehen liegt schon die Verheißung von Neuem.
„Alles hat seine Stunde.
Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit:
eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Ernten,
eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen,
eine Zeit zum Klagen und eine Zeit zum Tanzen.“
(Koh 3,1–2.4)
In diesem Vertrauen dürfen wir den Oktober leben: dankbar zurückschauen, mutig loslassen und hoffnungsvoll Neues wagen.
In herzlicher Verbundenheit
Ihre Monika Cuijpers
Krankenhausseelsorgerin